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Pflege bei HIV: Positiv begleiten

Wenn Sie als Pflegekraft Ihr Wissen zu HIV vertiefen möchten, finden Sie hier die beiden E-Learnings "HIV in der Seniorenbetreuung" und "HIV in der stationären Pflege".

In den Lerntools zeigen kurze Spielfilme verschiedene Begegnungen. Nach den Videos gibt es die Möglichkeit, das eigene Wissen in einem kleinen Quiz zu testen. Erläuterungen zur richtigen Antwort finden sich in einem weiteren Video.

Was ist bei der Pflege von Menschen mit HIV zu beachten?

Lebenserwartung und Lebensqualität von Menschen mit HIV steigen stetig. Daher wird es immer wahrscheinlicher, dass sie mit zunehmendem Alter auf Pflege angewiesen sind. Weil viele Menschen die modernen Behandlungsmöglichkeiten, aber auch die Lebenswelten von Menschen mit HIV nicht kennen, erfahren diese im Gesundheitswesen mehr Diskriminierung als andere Menschen mit chronischen Erkrankungen.

Dieser Artikel bietet Pflegekräften Informationen zum Umgang mit HIV im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit. Denn Pflege spielt eine wichtige Rolle, um ältere Menschen mit HIV bei einem selbstbestimmten Leben zu unterstützen.

Menschen mit HIV in der Pflege

Die Pflege von Menschen mit HIV folgt den allgemeinen pflegerischen Zielen und Grundsätzen:

  • Menschen mit HIV sollen in der Pflege Wertschätzung erfahren.

  • Pflegerische Handlungen sollen sich an Bedürfnissen und Notwendigkeiten orientieren.

  • Die Pflege erfolgt nach aktuellem Stand der Wissenschaft sowie gültigen pflegerischen Standards.

  • Die Selbstbestimmung der Pflegebedürftigen – auch im Umgang mit der HIV-Diagnose – soll gewahrt bleiben.

Im Vergleich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Schlaganfall sind HIV und Aids in der Pflegearbeit seltene Erkrankungen. Der Kontakt zum behandelnden Schwerpunktarzt oder -ärztin wird die Medikation und die individuellen Bedürfnisse des älteren mit HIV lebenden Menschen klären.

Bei korrekter Anwendung der allgemeinen Regeln zu Sicherheit und Hygiene ist eine Übertragung der Infektion durch eine HIV-positive Person auf eine Pflegekraft so gut wie unmöglich.

Viele Menschen assoziieren eine HIV-Infektion mit einem „eigenen Verschulden“ und spekulieren über ein scheinbar inkorrektes, gesellschaftlich falsches Verhalten. Dieses Vorurteil begleitet Menschen mit HIV auch im Älterwerden: Das Wissen zum Leben mit HIV und der Therapie bleibt im Stand der Anfangstage der Pandemie stecken. So bleiben auch die Diskriminierung und Stigmatisierung im Gesundheitswesen unverändert.

Pflegekräfte, die selten oder nie Kontakt zu HIV-positiven Menschen haben, sind dann oft in der Pflege eines HIV-positiven Menschen unsicher. Vielleicht sind sie aus Angst vor einer Ansteckung auch zurückhaltend. Sie können sich auch unbeabsichtigt diskriminierend verhaltend. Das Markieren von Akten, unnötige doppelte Handschuhe bei der körperlichen Pflege oder Termine mit HIV-positiven Menschen erst am Ende der Schicht können Beispiele sein.

Erfahren Menschen Diskriminierung und Stigmatisierung, kann das auch zu einer Verschlechterung ihrer Versorgung und Gesundheit führen: Vermeiden sie aus Angst vor negativen Erfahrungen ärztliche Termine oder nehmen Präventionsangebote nicht wahr, kann das zu nichterkannten Gesundheitsproblemen führen. Darum sollten Pflegekräfte jeden Menschen akzeptieren und unterstützen. Nur wenn Menschen keine Angst haben müssen, aufgrund einer HIV-Diagnose diskriminiert zu werden, kann es langfristig gelingen, Infektionen früh zu erkennen und die Verbreitung des Virus möglichst zu stoppen.

Die Pflege von Menschen mit HIV bewegt sich daher in einem sensiblen Bereich. Indem sie besondere individuelle Erfahrungen berücksichtigt und eine zugewandte und offene Haltung zeigt, kann Pflege wesentlich zu einem akzeptierenden Umgang mit der Erkrankung und einem guten Leben für Menschen mit HIV beitragen.

Pflege bei HIV im Krankenhaus und in Arztpraxen

HIV ist eine Infektion, die sich auf das Immunsystem auswirkt. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, können sich daraus besondere pflegerische Anforderungen ergeben. Das betrifft Infektionen, die durch die reduzierte Immunabwehr begünstigt und im Verlauf davon geprägt werden. Kenntnisse zu Infektionsprophylaxe und infektiologischen Pflegeerfordernissen sind daher wichtig bei der Pflege von Menschen mit HIV.

Hautprobleme, neurologische oder psychiatrische Erkrankungen können bei einer fortgeschrittenen HIV-Infektion eine Rolle spielen und sich auf die Pflege auswirken. Eine fortgeschrittene Infektion kann einen höheren Energiebedarf bedingen. Wird dieser nicht ausreichend gedeckt, kann es zu Gewichtsverlust oder Mangelernährung kommen. Deshalb sollte die Ernährung angepasst werden.

Eine HIV-Diagnose kann auch im Zusammenhang mit eine Tumorerkrankung gestellt werden. In diesen Fällen entsteht eine doppelte Belastungssituation.

Ambulante Pflege von Menschen mit HIV

Da die Lebenserwartung von Menschen mit HIV stetig gestiegen ist, wird das Thema HIV in der Pflege älterer Menschen zunehmend wichtiger.

Bei HIV ist die regelmäßige Einnahme von Medikamenten im Rahmen der antiretroviralen Therapie (ART) sehr wichtig. Eine Aufgabe von Pflege kann es sein, Menschen in ihrer Lebensführung zu unterstützen und die regelmäßige Einnahme der Medikation zu prüfen. Gerade psychische Beschwerden wie eine Depression können die Adhärenz beeinträchtigen. Auch Beratung, Anleitung und Unterstützung zu pflegender Menschen und ihrer Angehörigen in der Auseinandersetzung mit Erkrankung und Gesundheit gehört zu den pflegerischen Aufgaben.

Die Pflege von Menschen mit HIV unterscheidet sich in der Regel wenig von anderen chronischen Erkrankungen. Informationsangebote oder Weiterbildungsmöglichkeiten helfen hier, Hemmschwellen abzubauen. Niedrigschwellige E-Learning-Angebote wie Positiv Begleiten können dabei helfen.

Psychosoziale Betreuung von Menschen mit HIV

Eine HIV-Infektion wird in unterschiedlichen Phasen bewältigt und kann auch im Verlauf immer wieder Stress auslösen. Menschen mit HIV haben ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Depressionen und Angst sind dabei besonders häufig. Psychosoziale Betreuung, auch durch die Pflege, kann in folgenden Situationen wichtig sein:

  • Krisenintervention bei Erstdiagnose

  • Bewältigungsstrategien vermitteln

  • über die Infektion und ihre Folgen aufklären

  • zu gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen beraten

  • bei der Strukturierung des Tages unterstützen (vor allem bei Menschen mit psychischen Problemen)

  • den Aufbau eines Versorgungsnetzwerks fördern (beispielsweise Beratungsangebote, Selbsthilfe, Wohnmöglichkeiten)

  • soziales Umfeld zu HIV informieren und beraten (nur mit Zustimmung der HIV-positiven Person)

Rechtliche Aspekte

Laut Infektionsschutzgesetz müssen HIV-Infektionen ohne Angabe des Namens der infizierten Person an das Robert Koch-Institut gemeldet werden. Dies dient einem Überblick über das Infektionsgeschehen. Zur Meldung verpflichtet sind Labore, Krankenhäuser sowie Ärztinnen und Ärzte. Daneben existieren in Deutschland keine HIV-spezifischen Gesetze. Es gibt keine Verpflichtung, eine HIV-Infektion beispielsweise einer Arbeitgeberin oder einem Arbeitgeber mitzuteilen. Menschen mit HIV sind auch nicht verpflichtet, Ärztinnen und Ärzte oder Pflegepersonal über ihre Infektion zu informieren.

Für Menschen mit HIV gilt, wie für alle anderen Menschen in Deutschland, das im Grundgesetz verbriefte Selbstbestimmungsrecht. Zudem sind die Grundsätze des Datenschutzes zu wahren, die besondere Anforderungen an den Umgang mit gesundheitsbezogenen Daten stellen. Das bedeutet, Informationen über eine Infektion dürfen nicht ohne Zustimmung der HIV-positiven Person weitergegeben werden.

Folgende Grundsätze sollten Pflegekräfte im Umgang mit Daten beachten:

  • Die besondere Kennzeichnung von Unterlagen oder Akten, um auf eine HIV-Infektion hinzuweisen, stellt einen Verstoß gegen den Datenschutz dar und ist nicht zulässig.

  • Unterlagen wie Krankenakten, Pflege-Dokumentation, Befunde und ähnliches sind vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen.

  • Bei elektronischen Daten ist sicherzustellen, dass Bildschirme vor unbefugter Einsicht geschützt sind.

  • Nur wenn Informationen für die Behandlung relevant sind, dürfen sie weitergegeben und auf diese zugegriffen werden.

  • Die Weitergabe von Informationen über die HIV-Infektion an Praxen, Pflegedienste oder Physiotherapie-Einrichtungen bedarf der Zustimmung der HIV-positiven Person.

  • Auch Angehörige dürfen die Information über eine HIV-Infektion nicht ohne Zustimmung der HIV-positiven Person erhalten.

Die Übertragung von HIV gilt im deutschen Recht als Körperverletzung. Sie ist strafbar, wenn die infizierte Person vor der Übertragung von ihrer Erkrankung weiß und die Weitergabe der Erkrankung billigend in Kauf nimmt (beispielsweise durch den Verzicht auf Schutzmaßnahmen bei Sexualkontakten).

E-Learning: HIV – Fallbeispiele aus der Pflege

In diesen beiden E-Learnings können Sie als Pflegekraft Ihr Wissen zu HIV vertiefen.

In den Lerntools zeigen kurze Spielfilme verschiedene Begegnungen. Nach den Videos gibt es die Möglichkeit, das eigene Wissen in einem kleinen Quiz zu testen. Erläuterungen zur richtigen Antwort finden sich in einem weiteren Video. Den erfolgreichen Abschluss der E-Learnings dokumentieren Zertifikate, die Sie herunterladen und ausdrucken können.

Quellenangaben

Robert Koch-Institut (Hrsg.). HIV in Deutschland. Epidemiologisches Bulletin 47/2022. Abgerufen am 28.08.2023 von https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/47_22.pdf?__blob=publicationFile.

Volker Wierz und Michael Nürnberg (Hrsg.). (2022). HIV-Infektion in der Pflege. Wegweiser für die Versorgung von Menschen mit HIV. Georg Thieme Verlag KG.

E-Learning "HIV in der Seniorenbetreuung"

E-Learning "HIV in der stationären Pflege"

Das E-Learning wird unterstützt von:

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