Viele Menschen assoziieren eine HIV-Infektion mit einem „eigenen Verschulden“ und spekulieren über ein scheinbar inkorrektes, gesellschaftlich falsches Verhalten. Dieses Vorurteil begleitet Menschen mit HIV auch im Älterwerden: Das Wissen zum Leben mit HIV und der Therapie bleibt im Stand der Anfangstage der Pandemie stecken. So bleiben auch die Diskriminierung und Stigmatisierung im Gesundheitswesen unverändert.
Pflegekräfte, die selten oder nie Kontakt zu HIV-positiven Menschen haben, sind dann oft in der Pflege eines HIV-positiven Menschen unsicher. Vielleicht sind sie aus Angst vor einer Ansteckung auch zurückhaltend. Sie können sich auch unbeabsichtigt diskriminierend verhaltend. Das Markieren von Akten, unnötige doppelte Handschuhe bei der körperlichen Pflege oder Termine mit HIV-positiven Menschen erst am Ende der Schicht können Beispiele sein.
Erfahren Menschen Diskriminierung und Stigmatisierung, kann das auch zu einer Verschlechterung ihrer Versorgung und Gesundheit führen: Vermeiden sie aus Angst vor negativen Erfahrungen ärztliche Termine oder nehmen Präventionsangebote nicht wahr, kann das zu nichterkannten Gesundheitsproblemen führen. Darum sollten Pflegekräfte jeden Menschen akzeptieren und unterstützen. Nur wenn Menschen keine Angst haben müssen, aufgrund einer HIV-Diagnose diskriminiert zu werden, kann es langfristig gelingen, Infektionen früh zu erkennen und die Verbreitung des Virus möglichst zu stoppen.
Die Pflege von Menschen mit HIV bewegt sich daher in einem sensiblen Bereich. Indem sie besondere individuelle Erfahrungen berücksichtigt und eine zugewandte und offene Haltung zeigt, kann Pflege wesentlich zu einem akzeptierenden Umgang mit der Erkrankung und einem guten Leben für Menschen mit HIV beitragen.